Was bedeuten Rassismus und Alltagsrassismus für die Praxis der Jugendsozialarbeit? – Ein Kommentar

jsa aktuell

Liebe Leserin, lieber Leser,

bin ich ein Rassist? Ich habe nichts mit Pegida-Anhängern, Nazis oder anderen rechtsorientierten bis -radikalen Gruppen gemein. Ich bin nur Angehöriger einer Mehrheitsgesellschaft, die gern zwischen „Wir“ und „den Anderen“ unterscheidet. Als Teil dieser Mehrheitsgesellschaft arbeite ich für und mit von Rassismus und Diskriminierung betroffenen Menschen - und dabei geht es nicht nur um die Arbeit mit Migrant_innen, sondern um die Arbeit mit sozial benachteiligten jungen Menschen. In dieser Arbeit bin ich, bewusst oder unbewusst, umgeben von Vorurteilen, Meinungen und gesellschaftlichen Diskussionen, die mich, mein Denken und Handeln beeinflussen.

Das baden-württembergische „Netzwerk Rassismuskritische Migrationspädagogik“ weist darauf hin, dass ein differenzierter Blick auf „die Anderen“ den eigenen Blick in den Spiegel voraussetzt. Es gehe nicht darum, sich selbst oder andere des Rassismus‘ zu „überführen“. Die Reflexion meiner eigenen Verstrickung in unsere Mehrheitsgesellschaft lässt deutlich werden, dass oftmals auch „gut gemeinte“ Handlungsansätze zum Erhalt ausgrenzender Strukturen beitragen und/oder von meinem Gegenüber als ausgrenzend erlebt werden können.

Vielleicht bin ich kein Rassist. Aber ich bin von Rassismen umgeben, die mich und mein Handeln beeinflussen. Dessen muss ich mir bewusst sein und mich aktiv damit auseinandersetzen und ihnen in meinem Handeln und im Verhalten anderer begegnen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Stefan Ewers
Geschäftsführer

Den Artikel erhalten Sie im Anhang.

Quelle: Christine Müller / LAG KJS NRW

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