70 Jahre Engagement für junge Menschen in Nordrhein-Westfalen

Die Not der Jugendlichen nach dem Zweiten Weltkrieg war groß: Tausende Jugendliche irrten in der Westzone Deutschlands, teils ohne Eltern, ohne Plan und Ziel umher, ohne Unterkunft und Beruf. Viele drohten zu verwahrlosen oder versuchten unter fragwürdigen Umständen den Weg ins Ausland. Diesen Jugendlichen Beheimatung, Halt und Unterstützung geben, war die vordringlichste Aufgabe in diesen Zeiten. Wenige Wochen nach der Kapitulation gründete sich am 4.6.1945 im Kettelerhaus der Katholischen Arbeitnehmerbewegung das erste Jugendwohnheim in Köln. Weitere Häuser folgten in den kommenden Jahren und bildeten die Anfänge der katholischen Heimstattbewegung in NRW.

Am 13.11.1947 gründete sich in Köln die „Erste Konferenz Heimstatt“, die die Grundlage für die heutige Jugendsozialarbeit darstellt und Vorläufer für die heutige Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit NRW ist.

Der Begriff der Jugendsozialarbeit hatte sich in den 50er Jahren noch nicht etabliert. Die Aufgaben wurden noch auf der Grundlage des damaligen Jugendwohlfahrtsgesetzes im Zwischenbereich von Jugendfürsorge und Jugendpflege gesehen. Erst Ende der 50er Jahre legte Karl Hugo Breuer mit seiner Monographie eine grundlegende Systematik bei der Standortbestimmung von Jugendsozialarbeit: „Im Gegensatz zur Jugendfürsorge, die auf einen Notstand im Jugendlichen oder in seiner Familie antwortet, antwortet die Jugendsozialarbeit auf einen gesellschaftlichen Notstand.“ (Breuer, Karl Hugo: Jugendsozialarbeit. 1. Aufl. Köln 1957, 4. völlig neubearb. Aufl. Köln 1965, S. 48). In den folgenden Jahren entstanden Jugendgemeinschaftswerke und Jugendheimstätten als Auffang-, Berufsvorbereitungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für benachteiligte Jugendliche.

Auch wenn sich die Jugendsozialarbeit in den vergangenen sieben Jahrzehnten von ihren Angeboten verändert und weiterentwickelt hat, so richtet sich ihr Blick nach wie vor auf junge Menschen, deren gesellschaftliche Integration aufgrund von unzureichenden Bildungs- und Beschäftigungschancen, von unsicherem oder fehlendem Aufenthaltsstatus, durch Straffälligkeit, seelische Erkrankungen, Abhängigkeiten, Überschuldung oder Wohnungslosigkeit erschwert ist. In den Einrichtungen, Angeboten und Projekten werden diese jungen Menschen durch engagierte und kompetente Fachkräfte auf ihrem Weg der beruflichen und sozialen Integration begleitet und unterstützt.

 

Quelle:
Hermanns, Manfred: Von der Arbeitsfürsorge zur modernen Jugendsozialarbeit. jugendsozialarbeit aktuell Nr. 36 / 2003
LAG KJS NRW (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte katholischer Jugendsozialarbeit. Norderstedt 2007

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