Informationen zu Messenger-Diensten

Corona

Viele soziale Dienste, die in der aktuellen Corona-Situation keine face-to-face-Beratungen mehr anbieten können, suchen nach Alternativen, wie sie über die Telefonberatung hinaus zu Ratsuchenden Kontakt aufnehmen und Informationen weitergeben können. Da aus datenschutzrechtlichen Gründen der Einsatz von WhatsApp in der Praxis nicht empfohlen wird, stellt sich die Frage, ob es andere Messenger-Dienste gibt, die über höhere Sicherheitsstandards verfügen und mit der DSGVO kompatibel sind.

Unten finden Sie einen Überblick über wichtige Merkmale von Messenger-Diensten, die oft als sichere Alternativen zu WhatsApp genannt werden:

 

Signal

- Privatnutzung kostenlos
- Sehr hohe Verschlüsselungsstandards
- Anmeldung benötigt in jedem Fall eine Telefonnummer!
- Push-Mitteilungen (dadurch kann der Dienstbetreiber - iOS oder Android - zumindest erkennen wer wann eine Nachricht bekommt, wenn auch nicht von wem mit welchem Inhalt)
- Entwickelt und nach wie vor Non-Profit geführt
- Server jedoch wohl in USA
- Mindestalter 13 J. (laut AGB)
- Video-, Audio-, Chatfunktionen

 

Telegram

- kostenlos
- keine standardmäßige End-zu-End-Verschlüsselung (secret Chats ermöglichen End-to-End-Verschlüsselung, müssen aber erst ausgewählt werden)
- Metadaten werden gespeichert, ähnlich wie WhatsApp
- Plattformen: iOS, Android, OSX und Win
- Push-Mitteilungen
- Mindestalter 12 J. (laut AGB)
- Video-, Audio-, Chatfunktionen

 

Threema

- kostenpflichtig
- Programmiert in der Schweiz und Server in der Schweiz
- End-to-End-Verschlüsselt
- keine E-Mail und keine Telefonnummer zu Anmeldung nötig
- Adressbuch wird nicht über Server abgeglichen
- Kostenpflichtig (ca. 3 Euro)
- nur für iOS und Android, nicht für OSX und Win
- Mindestalter 16 J. (laut AGB)
- Video-, Audio-, Chatfunktionen

 

Wire

- Privatnutzung ist kostenlos
- End-to-End-Verschlüsselt (also relativ sichere Datenübertragung)
- europäische App, in Deutschland programmiert
- Server in der Schweiz !!! (KEINE EU - KEINE DSGVO-Verpflichtung, soweit uns das bekannt ist!!!)
- Anmeldung ohne Telefonnummer möglich, mit E-Mail Adresse
- Plattformen: iOS, Android, OSX, Win
- Mindestalter 16 J. (laut AGB)
- Video-, Audio-, Chatfunktionen

 

Information:

Die hier aufgeführten Messenger werden oft als sichere Alternative zu WhatsApp benannt. Genau wie WhatsApp haben auch sie eine End-to-End-Verschlüsselung. Eine solche End-to-End-Verschlüsselung bedeutet erst einmal nur, dass die Daten jeweils in den Endgeräten der Nutzer decodiert werden, was ein Lesen der Nachrichteninhalte durch Außenstehende kaum ermöglicht. WhatsApp macht sich aber vor allem Metadaten zunutze, konkret also Telefonnummern und Kontakte aus den Adressbüchern der Nutzer*innen, sowie Zeit- und Datenstempel. Es lässt sich also nachverfolgen, wer mit wem wann kommuniziert. Darüber hinaus laufen die Daten über einen Server. Vereinfacht gesagt werden die Daten bei jeder Kommunikation hier zwischengelagert. Dies birgt also immer ein theoretisches Restrisiko, dass Daten nicht nur die Personen erreichen, für die sie ausdrücklich bestimmt sind. Der sicherste Weg dies zu gewährleisten, ist eine Peer-to-Peer-Verbindung, die direkt zwischen zwei Geräten besteht ohne einen dazwischengeschalteten Server. Im Bereich nutzbarer und verbreiteter Messenger-Dienste ist das jedoch nicht der Standard. Hier laufen Verbindungen meist über die oben erwähnten Server. Der Standort dieser Server bestimmt dann den rechtlichen Bezugsrahmen für den Umgang mit den darauf gelagerten Daten, denn ein weltweit übergreifendes, globales Internetrecht gibt es nicht. Die oft als sicher geltenden Messenger (Threema und Wire) haben, laut eigener Auskunft, ihre Server in der Schweiz. Hierbei ist zu beachten, dass die Schweiz zwar eigene Datenschutzrichtlinien hat, als nicht EU-Land entsprechen diese aber nicht der europäischen Datenschutzgrundverordnung und damit auch nicht der in Deutschland umgesetzten DSGVO.

 

Empfehlung:

In der Praxis gilt es sicher abzuwägen, in wie weit von welchem Kommunikationsmittel Gebrauch gemacht werden kann, um die aktuellen Situation der physischen Distanz zu überbrücken. Sollte ein Umstieg auf eine dieser Kommunikationsplattformen in Erwägung gezogen werden, scheint Wire die aktuell beste Alternative darzustellen, da es kostenlos ist und eine End-to-End-Verschlüsselung bietet. Dazu ist der Server in der Schweiz, einem Land mit relativ hohen Datenschutzrichtlinien, ähnlich der DSGVO. Man muss keine Telefonnummer für die Anmeldung angeben, hierfür reicht eine Email-Adresse. Threema wäre eine durchaus zu diskutierende Alternative, scheidet aber durch die Anschaffungskosten als niederschwellige Möglichkeit aus.

Die oben aufgeführten Recherchen sind ohne Gewähr und die eventuellen Einsatzmöglichkeiten sind unbedingt mit der zuständigen datenschutzrechtlich beauftragten Person zu besprechen.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Julius Bemben (julius.bemben@jugendsozialarbeit.info).

 

Quelle: Julius Bemben (LAG KS NRW)

 

 

 

 

 

 

 

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