Berufliches Praktikum in Dražíč

Unter der Überschrift „von anderen lernen“ sind seit 2004 mehrere Gruppen junger Menschen aus Einrichtungen der katholsichen Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe in Nordrhein-Westfalen zu internationalem Austausch und Begegnung aufgebrochen. Die LAG KJS NRW hatte die Osterweiterung der Europäischen Union am 01.05.2004 zum Anlass genommen, Jugendlichen die Gelegenheit zu geben, neue Mitglieder der EU, ihre Lebens- und Arbeitswelt kennen zu lernen.

Bereits am 14.06.2004 konnte eine erste Gruppe junger Menschen zu einem Auslandspraktikum in die tschechische Republik aufbrechen. Sie bestand, wie auch die bis Herbst 2006 folgenden sieben weiteren, aus sozial benachteiligten und individuell beeinträchtigten oder lernbehinderten Jugendlichen, die in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen oder außerbetrieblicher Berufsausbildung qualifiziert wurden.

Gerade diese Zielgruppe hat, anders als Schüler und Studenten, nicht ohne Weiteres die Möglichkeit, im Ausland Berufserfahrungen zu sammeln. Die Verbindung von beruflicher Bildung mit politisch/geschichtlicher und kultureller sowie sozialer Bildung durch gemeinsames Leben und Arbeiten junger Menschen aus verschiedenen Nationen stellte für alle Beteiligten eine wichtige Erfahrung dar.

Im Mittelpunkt standen der Erwerb von Berufspraxis im Ausland, die Anwendung des bisher Erlernten in unbekannter Umgebung und die Auseinandersetzung mit anderen Arbeitsweisen, Materialien und Maschinen im Gastland.

Daneben waren soziale und kulturelle Aspekte, das Kennenlernen von Land und Leuten, der Sprache, Sitten und Gebräuche von großer Bedeutung. Die meisten Teilnehmer/innen waren noch nie in Tschechien, einige noch nie im Ausland. Die Sprache im Gastland stellte sicher eine Hürde dar; deshalb wurde großer Wert auf eine sprachliche und auch landeskundliche Einführung vor Beginn der Reise gelegt.

Die in jeweils dreiwöchigen Arbeitseinsätzen erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen sind in dem EU-weit einheitlichen EUROPASS Berufsbildung bzw. dem Europass-Mobilitätsnachweis in deutscher und tschechischer Sprache dokumentiert. Alle Teilnehmer/innen können den Europass ihren künftigen Bewerbungsunterlagen beifügen und damit ihre Chancen auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz verbessern.

Zámek Mládi Dražíč

Mit den eindringlichen Worten „Kommen Sie, retten Sie das Haus, helfen Sie hier beim Wiederaufbau“ hatte Ende der 1990er Jahre der Bürgermeister von Dražíč um Mithilfe geworben. Es wurde – unter maßgeblicher Mitwirkung von Leopold Graf Deym aus München – die Zámek Mládi Dražíč GmbH gegründet. Sie hat sich zur Aufgabe gestellt, das Gebäude zu renovieren und für internationalen Austausch und Begegnung zur Verfügung zu stellen. Nachdem erste Aufräumarbeiten vor allem von Jugendlichen aus dem benachbarten Bayern erledigt und provisorische Übernachtungsmöglichkeiten und einfache Sanitäreinrichtungen geschaffen waren, konnte im Frühjahr 2004 eine erste Gruppe Jugendlicher aus Nordrhein-Westfalen nach Südböhmen aufbrechen. Weitere folgten im Herbst 2004 und in den Folgejahren.

Die Renovierung und Restaurierung des Schlosses bot für die jungen Menschen aus der Jugendberufshilfe in Nordrhein-Westfalen ideale Einsatzbedingungen: von Maurerarbeiten an Fundament und Wänden, über Malerarbeiten, Sanitärinstallation und Fliesen legen, Holzverarbeitung bis hin zu Garten- und Landschaftsbau reichten die Angebote.

Die jungen Menschen aus Nordrhein-Westfalen, die neben den unmittelbaren Nachbarn aus Bayern und Sachsen hier tätig waren, kümmerten sich vorrangig um die Grundsanierung des Mauerwerks und die Sanitärinstallation. Nach mehreren Arbeitseinsätzen konnten so wieder funktionsfähige und ansprechende Räume geschaffen werden.

Neben der Arbeit hatten natürlich auch Freizeit und das Kennenlernen von Land und Leuten ihren Platz. Internationale Begegnung findet im Jugendschloss fast selbstverständlich statt. Immer, wenn Jugendgruppen im Hause sind, kommen tschechische Jugendliche aus Dražíč und Umgebung zu Besuch, da es im Ort sonst kaum Treffpunkte für junge Menschen gibt. Ausflüge nach Budweis oder Tabor, Bootsfahrten auf der Moldau, Lagerfeuer und Grillen, aber auch Wintereinbruch mit Frost und Schnee – und Holz hacken für den Ofen – machten die Aufenthalte im Jugendschloss zu unvergesslichen Erlebnissen für alle Beteiligten.

Dank

Wir bedanken uns herzlich bei den jungen Menschen, die bei diesem Projekt tatkräftig teilgenommen haben und den vielen Einrichtungen der katholischen Jugendberufshilfe in NRW, die an dem Projekt beteiligt waren.

Diese Austauschmaßnahmen wurden gefördert im Rahmen verschiedener EU-Programme.

Projektleitung / Koordination: Christian Hampel / LAG KJS NRW

 

Weitere Informationen zum Jugendschloss erhalten Sie auf der dazu gehörigen Webseite unter http://www.schloss-drazic.eu.

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